Logopädische Störungsbilder
Unsere Logopädinnen erklären im folgenden einige der häufigsten logopädischen Störungsbilder, die in unseren Praxen erfolgreich von ihnen behandelt werden.
Dyslalie/ Artikulationsstörung
Sprachentwicklungsverzögerung - und störung
Dyslalie / Artikulationsstörung
Von Cora Otto
Bei einer Artikulationsstörung handelt es sich um eine kindliche Sprechstörung, bei der das Kind einen oder mehrere Laut(e) oder Lautverbindungen nicht oder nicht korrekt bilden kann. Beispielsweise sagt es „Tuchen“ statt Kuchen, „Grachen“ statt Drachen oder „Lau“ statt Blau. Eine klassische Artikulationsstörung ist auch der Sigmatismus, also die falsche Bildung des S-Lautes (so genanntes „Lispeln“). Je mehr Laute das Kind nicht oder falsch bildet, umso mehr leidet natürlich die Verständlichkeit der Sprache. Zudem kommt es häufig vor, dass bei Kindern mit einer Dyslalie die mundmotorischen Fähigkeiten eingeschränkt sind.
Dysphagie (Schluckstörung)
Von Katja Reichel
Unter einer Dysphagie versteht man eine Schluckstörung infolge von Operationen, nach Krebserkrankungen oder neurologischen Erkrankungen wie beispielsweise Schlaganfall, Morbus Parkinson, multipler Sklerose oder auch Amyotropher Lateralsklerose.
Aufgrund von Sensibilitätsstörungen bzw. muskulären Funktionsstörungen kommt es zur Penetration, d.h. Nahrung bzw. auch Speichel gelangen in die Nase, zum Kehlkopf oder im schlechtesten Falle in die Luftröhre bzw. Lunge (Aspiration) mit der Gefahr einer Lungenentzündung. Auch das Austreten von Nahrung aus dem Mund oder Pumpbewegungen der Zunge sind mögliche Symptome.
Mutismus
Von Ilona Rosebrock-Reinhold
Die Bezeichnung (s)elektiver Mutismus beschreibt das Verhalten eines Kindes oder Erwachsenen, welches fähig ist zus sprechen, jedoch in bestimmten Situationen oder Personen gegenüber stumm bleibt.
Es ist eine Sprechhemmung nach vollzogener Sprachentwicklung und kann eine komplexe Angst- und Verhaltenstörung beinhalten.
Die Kinder sind im häuslichen Umfeld meist unauffällig.
Quelle: Mutismus Selbsthilfe Deutschland e.V.
Myofunktionelle Störung (in Anlehnung an das Konzept von A. Kittel)
Von Franziska Matthes
Die Myofunktionelle Störung ist vorwiegend ein falsches Schlucken eines Kindes, eines Jugendlichen oder eines Erwachsenen, das in einer gestörten Zungenfunktion bzw. -koordination begründet ist.
Auch im Bereich der Kiefer- und Gesichtsmuskulatur sowie im ganzkörperlichen Bereich können begleitend Störungen bzgl.Funktion und Spannung bestehen.
Myofunktionelle Therapie
Von Franziska Matthes
Die Myofunktionelle Therapie unterstützt bzw. bereitet die zahnärztliche/ kieferorthopädische Behandlung vor.
Das Übungsprogramm besteht aus grundlegenden Lippen-, Zungen- und Ansaugübungen sowie den sich daran anschließenden Schluckübungen. In den logopädischen Therapien werden den Patienten die Übungen vermittelt sowie wichtige Hinweise zur Durchführung und zum häuslichen Üben gegeben.
Sprachentwicklungsverzögerung (SEV) / Sprachentwicklungsstörung (SES)
Von Cora Otto
Unter Sprachentwicklungsverzögerungen (SEV) und Sprachentwicklungsstörungen (SES) versteht man eine nicht altersentsprechende Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten eines Kindes. Es können Störungen auf allen Ebenen der Sprache auftreten (Sprechen, Sprache, Wortschatz, Grammatik, Sprachverstehen). Daneben erbringen diese Kinder oft auch nicht altersgerechte Leistungen in den Wahrnehmungsbereichen und bei Konzentrations- und Merkfähigkeit.
Anders als bei einer Artikulationsstörung handelt es sich bei einer SEV/SES nicht um eine Sprech-, sondern um eine Sprachstörung. Dabei wird unterschieden, ob das Kind das Sprachsystem nicht zeitgemäß (SEV) oder nicht richtig (SES) erworben hat.
Die Leitsymptome einer Sprachentwicklungsverzögerung /-störung sind:
Störungen der Artikulation
Bei einer Artikulationsstörung (siehe Dyslalie) kann das Kind einen oder mehrere Laut(e) oder Lautverbindungen nicht oder nicht korrekt bilden. Häufig hat das Kind dabei auch Probleme mit der Mundmotorik oder der Wahrnehmung der Lage der Artikulationsorgane (Lippen, Zunge). Dabei fällt es dem Kind oft auch schwer, die falsch gebildeten Laute von den korrekten zu unterscheiden; d.h. die Hördifferenzierung ist ungenügend ausgebildet.
Wortschatzdefizite
Bestehen bei einem Kind Wortschatzdefizite, so sind häufig sowohl der aktive als auch der passive Wortschatz beeinträchtigt. Dabei versteht man unter einem aktiven Wortschatz das Vokabular, was ein Kind an Wörtern verwendet und unter einem passiven Wortschatz das, was das Kind an Wörtern versteht. Viele Kinder kompensieren ihre Wortschatzdefizite durch Gestik und Mimik.
Störungen in der Grammatik/ des Satzbaues (Dysgrammatismus)
Von einem Dysgrammatismus wird gesprochen, wenn ein Kind Störungen bei dem Erwerb des grammatikalischen Regelsystems, das heißt Störungen in der Satz- und Wortbildung zeigt. Besonders auffällig ist hier die falsche Stellung des Verbs im Satz, z.B. „Die Frau Kuchen kauft.“ oder die fehlende Beugung des Verbes, z.B. „Der Hund bellen.“ Die Kinder haben häufig bei der Bildung komplexerer Sätze mit Haupt- und Nebensätzen (z.B. Ich gehe baden, weil die Sonne scheint.)
Weitere Symptome des Dysgrammatismus sind vermehrter Einsatz von Modalverben (z.B. müssen, können, dürfen) statt Vollverben, fehlende Artikel, Probleme in der Pluralbildung sowie Schwierigkeiten mit Akkusativ und Dativ.
Stimmstörungen (Dysphonie)
Von Cornelia Adam
Wir unterscheiden zwei Arten von Stimmstörungen, deren Hauptsyptome der auffällige Stimmklang, die mangelnde Leistungsfähigkeit bzw. Belastbarkeit der Stimme sowie besonders häufig Missempfindungen im Hals- und Kehlkopfbereich sind.
Organische Stimmstörungen sind Stimmstörungen, die z.B. durch Missbildungen des Kehlkopfes oder Atemtraktes, durch entzündliche Prozesse des Kehlkopfes (akuter oder chronischer Art), durch Kehlkopflähmungen (z.B. bei Schilddrüsenoperationen, bösartigen Tumoren, Lähmungen nach Virusinfektionen) oder durch Kehlkopftumore (nach Operation) entstehen.
Aber auch hormonelle Veränderungen oder Verletzungen im Kehlkopfbereich (durch äußere Gewalteinwirkung z.B. nach Sturz oder Unfall) führen zu Stimmstörungen. Stimmstörungen sind auch Begleiterscheinungen von neurologische Erkrankungen wie z.B Multiple Sklerose oder Morbus Parkinson.
Funktionelle Stimmstörungen sind Stimmstörungen, die durch falschen Stimmgebrauch entstehen. Krankhafte, vorrangig organische Veränderungen bestehen nicht.
Wir unterscheiden hier die hyperfunktionelle und die hypofunktionelle Stimmstörung. Erstere entsteht durch ein „zuviel“, die hypofunktionelle Stimmstörung durch ein „zuwenig“ an Kraft.
Die Symptome sind vielfältig. Bei der hyperfunktionen Stimmstörung stehen Mißempfindungen und Schmerzen im Vordergrund. Es besteht z.B. Räusperzwang und Mundtrockenheit. Die Stimme klingt rauh, kratzig, heiser und gepresst. Die Atmung ist gestört, die Patienten klagen über Verspannungen im Hals-,Nacken-Schulterbereich.
Bei der hypofunktionellen Stimmstörung klingt die Stimme leise und kraftlos. Sie ist behaucht und kaum steigerungsfähig. Die Muskelspannung ist im allgemeinen viel zu gering. Die Stimme ermüdet schnell, ist nicht belastbar. Die Patienten klagen über ein sogenanntes Fremdkörpergefühl im Hals.
Stottern
Von Ilona Rosebrock-Reinhold
Stottern ist eine auffallend häufige Unterbrechung des Sprechablaufs. Es ist charakterisiert durch ein ein plötzliches Stocken vor einem Wort einer Silbe oder einem Laut (Phonem).
Klonisches Stottern
Dabei zeigen sich kurze, aufeinanderfolgende Wiederholungen von Lauten, z.B. "Da-da-da-da". Das sind rasch aufeinanderfolgende Kontraktionen der Sprechmuskulatur.
Tonisches Stottern
Hierbei kommt es zu einer länger anhaltenden Verkrampfung der Sprechmuskulatur. Es zeigen sich stumme Pressversuche, z.B. "-ich-binda", bevor ein Wort gesprochen wird. Oft wird das Sprechen abgebrochen.
Beide Formen können getrenn voneinander oder in Kombination auftreten. Man spricht dann von tonisch-klonischem oder klonisch-tonischem Stottern.